Irgendwie haben wir immer das Glück, nach einer langen Passage mitten in der Nacht anzukommen (jetzt das dritte Mal, statistisch gesehen schon irgendwie auffällig, wir würden wirklich auch gern mal bei Tageslicht ankommen). Der Anker fällt also in Martin's Bay (ja, wirklich) vor St George's, Grenada nach einer langen und wirklich anstrengenden Atlantiküberquerung.
Das Ankermanöver war spannend, da es nach Monduntergang wirklich stockdunkel war, haben wir das quasi nach Karte und nur mit Radarunterstützung gefahren. Hat aber super geklappt, mit etwas Vorstellungsvermögen konnte man die umliegenden Schiffe gut auf dem Chartplotter sehen, und Jambo hat dann den Rest gemacht.
Abgemustert, schlafen gelegt.
Morgens verlegen wir uns in die Port Louis Marina, die wir bereits aus einem früheren Charter-Törn mit unseren Freunden Stefan (Skip), Claudia, Hanne, Norbert, Steffi und Roman kennen. Der erste Weg geht natürlich zu den hervorragenden Duschen, bevor wir die Victoria-Bar entern und erst mal Rum-Punsch und Burger ordern!
Erste Begegnung mit der Zivilisation nach 34 Tagen...
Durchatmen
Wir nutzen die nächsten Tage zum Ausruhen, Einkaufen, aber natürlich ist auch Arbeit zu erledigen. Das Schiff ist salzig und dreckig und muss innen und außen mal gründlich gereinigt werden. Dasselbe gilt für einen Riesenstapel Wäsche und die Crew ;-)
Erkunden
Nachdem wir einen Nachmittag für die "Ehrenrunde" durch St.George's mitsamt der Careenage reserviert haben, wird ein paar Tage später die Insel erkundet. Da wir die "Standardtour" mit Henry's Safari Service bereits 2014 als Chartercrew gemacht hatten, kommt nun die Individualtour mit Mietwagen. Dazu ist zu sagen, dass es hier Linksverkehr "caribbean style" gibt und die Straßen außerdem des Einzugsgebiets der Hauptstadt sehr ländlich sind. Es gibt also auch in den Dörfern keine Bürgersteige und das soziale Leben im Sinne von Schwätzchen, improvisierte Bar, Bolzplatz, BBQ, Autowerkstatt, etc. findet am Straßenrand statt. Hupen dient der Kommunikation, wer bremst, verliert und die wenigen Ampeln haben eher Vorschlagscharaker (siehe Hupen....). Aber die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit, so dass man auch als verpeilter Europäer gut weiterkommt.
Es gibt viel zu sehen: Regenwald (Naturschutzgebiet!) mit Wasserfällen, leere und bildschöne Strände, ehemalige Plantagen, auf denen heute noch Rum, Kakao oder Obst und Gemüse angebaut werden, Plätze mit historischer Bedeutung (Eroberung der Insel, Sklaverei, Unabhängigkeit).
Wir zeigen Euch einfach ein paar Bilder, besser können wir unsere Eindrücke nicht in Worte fassen.
Hafenleben
In der Marina wird es nicht langweilig. Wir haben einen Liegeplatz, an dem alle Welt vorbeimarschiert, und genießen deshalb das pralle Hafenleben.
Es gibt viele Briten, teil als professionelle Crew von sehr großen und schönen Regattayachen (siehe RORC), und teils auch mit der eigenen Yacht unterwegs. Aber auch viele amerikanische oder europäische Schiffe - wir haben sogar unseren dänischen Nachbarn aus La Palma wiedergesehen. Manchmal geht es dabei zu wie im Ohnsorg-Theater: erst kommt der Skipper eines deutschen Schiffes vorbei und liefert eine Menge (unerbetener) guter Ratschläge, wie die Einheimischen in der Karibik so drauf sind und wie man hier Business machen muss. Ein paar Stunden später kommt ein Crewmitglied desselben Skippers vorbei, um bei uns über die Besserwisserei des Ersteren abzulästern. Wir hatten unseren Spass dabei!
Desweiteren haben hier viele Dienstleister ihr Business. Man bekommt eigentlich alles, was das Schiff oder die Crew brauchen. In unserem Fall waren das: täglich frisches Baguette oder "Chelsea Buns", den Menschen, der unbedingt unser Edelstahl reinigen wollte (kein Spass und nötig nach dem ganzen Salzwasser auf dem Ozean), die Sache mit dem Entfernen der Entenmuscheln (Tipp vom Stegnachbarn), die verbesserte Befestigung der Solarzellen auf dem Bimini, der Ersatz der aus Altersschwäche auseinander fallenden Persenning des Großsegels inklusive fast durchgescheuerter Lazy-Jack Leinen. Schönen Dank an Turbulence, die es geschafft haben, uns kurzfristig eine neue Persenning für's Groß zu machen. Sie ist heute pünktlich geliefert und montiert worden und seitdem wir wissen, dass sich hier alle ab dem 23.12. in den Weihnachtsurlaub verziehen, sind wir umso beeindruckter!
hanne (Friday, 23 December 2016 18:08)
Hach! Wie ich euch beneide! An Grenada habe ich nur die besten Erinnerungen. Erst neulich haben wir die letzte Tafel Schokolade von dort genascht. Norbert und ich wünschen euch entspanntes Segeln ins neue Jahr!
Geri vom Insulinclub (Saturday, 24 December 2016 12:25)
Schöne Weihnachten aus dem etwas kühleren Wien wünsche ich euch.
Ich genieße es, euren Berichten zu folgen und finde es einfach spannend, ein bisschen dabei zu sein.
Vor 6 Jahren haben meine Frau und ich auch gemeinsam Weihnachten in Grenada gefeiert, genauer gesagt auf Carriacou. Wir waren ganz unspannend mit dem Flieger und mit Fährbooten unterwegs. Trotzdem kann ich nachvollziehen, wie herrlich es jetzt bei euch in Grenada sein muss.
Liebe Grüße
Geri