Ankunft auf Carriacou
Wir verlassen Grenada am 23.12.2016 ursprünglich mit Ziel Hillsborough, Carriacou. Von Carriacou wird behauptet, es gäbe nur eine Tankstelle aber über hundert Rum-Shops. Das stimmt vermutlich.
Das Wetter ist auf unserer Überfahrt deutlich schlechter als angesagt, wir haben 20 - 27 kn Wind direkt gegenan und müssen in ruppiger See stundenlang unter Motor laufen.
Mehrere "Locals" bestätigen später, dass das Wetter dieses Jahr echt ungewöhnlich sei. "Zu viel Wind und zu viel Regen" hören wir nicht nur einmal. Wir lernen aus dem Doyle Guide für das Revier, dass wir es vermutlich mit den Christmas Winds zu tun haben, die schon mal mehrere Wochen anhalten können und viel Regen bringen können.
Gegen Wind und Strömung machen wir wenig Fahrt über Grund und kommen daher deutlich später auf Carriacou an als geplant. Wir haben "den Kanal voll" und entscheiden uns daher kurzfristig, in die etwas näher gelegene Tyrrel Bay zu laufen, eine große Bucht mit viel Platz für die zahlreichen Yachten. Gute Entscheidung, es ist wirklich nett da.
Wir bleiben zwei Nächte über Weihnachten dort und sind vorübergehend Stammgast im „Lazy Turtle“. Nur wenige Minuten mit dem Dinghy entfernt, es gibt Pizza, guten Rum-Punsch und freies WLAN - was will man mehr!
Weihnachten in den Grenadinen
Weihnachten verläuft sehr entspannt in den Grenadinen, im Gegensatz zu uns nutzen die Einwohner hier die Feiertage in erster Linie dazu, sich gegenseitig auf Parties zuhause einzuladen und mit Freunden zu feiern. Wir hören von vollen Terminkalendern in den Tagen vor Weihnachten, weil einfach jeder Parties macht und alle anderen einlädt. Darüber hinaus werden die Ferien dazu genutzt, das Haus auf Vordermann zu bringen und vor dem Jahreswechsel ein bisschen auszuspannen.
Weihnachts-Deko wird insgesamt erfreulich sparsam verwendet (dieses traurige Etwas hier stellte eine echte Ausnahme dar), es herrscht allenthalben eher Party-Stimmung als Besinnung. Wir essen die letzten Lebkuchenherzen, die uns Carmen, Thomas und Tim auf La Palma geschenkt haben und lernen ein neues Musik-Genre kennen: Weihnachts-Reggae.
Ankerstress
Am 25.12. weckt uns nachts um 03:00 Uhr der Ankeralarm (wer das nicht kennt: wir speichern eine Position vor Anker im GPS und lassen einen akustischen Alarm auslösen, wenn wir uns mehr als z. B. 30 m davon entfernen): unser Anker hält nicht und wir rutschen langsam leewärts durch Tyrrel Bay. Kurzer Blick auf GPS und Sichtkontrolle achteraus aufs Nachbarschiff bestätigen: noch kein Drama, es ist genug Platz, aber wir müssen jetzt was tun. Eigentlich kein Wunder bei dem Wind, der uns in starken Böen weiter um die Ohren pfeift.
Wir drehen eine kurze Runde in der stockfinsteren Bucht und entscheiden uns letztlich, fast an der gleichen Stelle wie zuvor zu ankern, diesmal aber mit deutlich mehr Ankerkette. Wir beglückwünschen uns wieder einmal, dass wir ein Radar an Bord haben, ohne wäre das Ankermanöver deutlich schwieriger geworden. Es ist nachts nicht einfach, ankernde Schiffe, Bojen, Dinghies und ähnliches rechtzeitig zu sehen!
Zum Ausklarieren aus Grenada (Carriacou gehört politisch dazu) fahren wir am Weihnachtsmorgen nach Hillsborough und bleiben auch dort noch eine Nacht, bevor wir zur nächsten Insel fahren. Gertrud, pardon Hillborough hat zu, kein Mensch auf den Straßen (vermutlich schlafen sie alle ihren Christmas-Eve-Party-Kater aus). Die freundliche Dame in Customs & Immigration erledigt die Formalitäten unkompliziert und unterhält sich nett mit uns. Aus der Polizeistation nebenan dröhnt - natürlich - Weihnachtsreggae, was ihr ein wenig peinlich zu sein scheint.