St Vincent and the Grenadines
Nördlich von Grenada und Carriacou liegen die Grenadinen (nomen est omen), die wir von mehreren Chartertörns mit unseren Freunden schon öfter heimgesucht haben.
Diese kleinen, sämtlich zauberhaft schönen und ursprünglichen Inseln liegen sehr dicht zusammen, so dass der Sprung zur jeweils nächsten Insel mit dem Boot in wenigen Segelstunden geschafft ist. Traumstrände, Palmen und türkisfarbenes Wasser sind die Aushängeschilder des Reviers. Vermutlich ist dies auch der ursprünglichste Teil der Karibik, weiter im Norden gibt es mehr Infrastruktur, es wird kommerzieller und letztlich auch teurer. Wir werden noch sehen, ob sich das so bestätigt.
Die Grenadinen sind inzwischen aber inzwischen kein Geheimtipp mehr, sprich: zwischen Weihnachten und Neujahr boxte dort der sprichwörtliche Papst. Es war schlichtweg verdammt voll dort! Es war recht deutlich zu sehen, dass sich doch viele Leute einen Weihnachtsurlaub in der Karibik gönnen.
Union Island
Von Carriacou kommend suchen wir den nächstgelegenen "Port of Entry" in St Vincent and the Grenadines auf. Union Island hat im kleinen Inselflughafen von Clifton eine Möglichkeit, die Einreiseformalitäten abzuwickeln. Auf dem Flughafen ist wenig los, als wir ankommen, pro Tag fliegen nur wenige zweimotorige Maschinen, hauptsächlich zu den Nachbarinseln.
Clifton ist immer noch ein netter Ort. Die Bucht bietet ausreichend Platz in einem von Riffen umgebenen Bojenfeld, an Land findet sich einen kleiner Marktplatz mit farbenfrohen Obstständen und die Hauptstraße mit charmantem lokalem „Business“.
Es gibt das "Kings Landing Hotel" (das unserer Erinnerung nach schon vor Game of Thrones so hieß), die Reggae Lounge und den kleinen Laden für Marine-Zubehör, in dem wir vor einigen Jahren mal einen verlorenen Bootsmannshaken auf dem Charterboot ersetzt haben. Der Inhaber des Ladens hatte damals keinen zur Hand, hat uns aber einen mal eben aus einem Besenstiel und einem Kunststoffhaken gebastelt. Vermutlich fährt irgendwo immer noch ein Charter-Kat mit diesem Haken durch die Gegend.
In unserer Wahrnehmung werden wir aber deutlich mehr als früher bedrängt, Dinge zu kaufen oder irgendwelche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Jedenfalls können wir gar nicht so viel Obst essen, wie man uns verkaufen will. Sorry, Leute!
Diese Jungs hier standen über uns auf der kleinen Brücke rechts im Bild, als wir mit unserem Dinghy drunter durch fuhren. Sie haben sich ziemlich einen gefeixt, und wir können nur vermuten, welchen Streich sie uns gespielt haben.
Chatham Bay
Schon seit längerer Zeit wollten wir außer Clifton auch mal die Nordwestseite von Union Island kennenlernen. Also los! Die dort liegende Chatham Bay ist traumhaft schön und bietet viel Platz, doch heult der Wind in Böen übers Schiff. Aus diesem Grund wird von allen mit ziemlich viel Abstand und extra langer Kette geankert.
Blöderweise haben wir uns dort Obst und Gemüse aufschwatzen lassen, Dieses wurde dann extra für uns aus Clifton geholt und wir haben sprichwörtlich mal wieder Lehrgeld bezahlt. Aber die Ananas war super!
Salt Whistle Bay, Mayreau
Die Salt Whistle Bay auf Mayreau stand schon lange auf der Liste, aber bisher waren alle früheren Versuche, auf unseren Chartertörns dort anzuhalten daran gescheitert, dass die Bucht immer gesteckt voller Yachten war. Die Bucht ist traumhaft schön, hinter dem bogenförmigen Strand kommt ein schmaler Streifen Land, dahinter liegt wieder Strand in Richtung der Tobago Cays (auf dem Bild einigermaßen zu erkennen).
Diesmal sind wir früh genug dran, wir fahren rein und erwischen den richtigen Moment, als ein anderes Boot gerade seine Festmacherboje verlässt.
Bilderbuch-Karibik wie auf der Postkarte, aber leider voller Freizeitkapitäne. Wir beobachten haarsträubende Ankermanöver am laufenden Meter, mitten im engen Bojenfeld. (Den Vogel schießt Skipper Philip aus New York City ab, der den Anker seines Kats ca. 4 m querab wirft und etwa 8 m Kette steckt. Da wir an einer Boje liegen, ist Ärger unserer Meinung nach vorprogrammiert. Nach etwas Diskussion gibt Philip noch etwas Kette, und der Bug seines Kats ist immerhin nicht mehr in Sprungreichweite hinter unserem Heck.)
Die Szenerie entschädigt dann aber für einiges.
Wir atmen tief durch (ommm), verpacken etwas Geld wasserdicht in der Badebekleidung, schwimmen zum Strand und entern nach einem kleinen Spaziergang „The Last Bar Before The Jungle“. Dort lernen wir Thomas und Tanja aus Österreich kennen, die auf ihrer Adrienne Urlaubs- und Ausbildungstörns (auch über den Atlantik) organisieren. Der Nachmittag wird feuchtfröhlich, und wir sind nach ungezählten Rumpunschen froh, dass die beiden uns mit ihrem Dinghy zurück zu unserem Boot fahren, wo es noch einen winzigkleinen Absacker gibt…
"The Most Dangerous Dinghy Dock of the World"
Ein Highlight für sich ist der Dinghy-Steg der Bucht (das kleine Suzumar Dinghy links ist unseres). Die ganze Konstruktion ist wackelig, Planken fehlen oder sind morsch.
Wir konzentrieren uns kurz und benutzen ihn trotzdem, gaaanz vorsichtig, und immer schön außen auf den tragenden Querbalken balancieren...!
Als wir den Steg verlassen, meint ein Einheimischer im Vorbeigehen zu uns "This is the most dangerous Dinghy Dock of the world!".
Joachim Noack (Sunday, 15 January 2017 17:43)
Nachdem Sie mir eine so nette Antwort auf meinen Kommentar geschickt haben, melde ich mich wieder, weil ich so begeistert von Ihren Schilderungen bin, und mich Ihre Bilder so sehr faszinieren!
In der Tat, die Buchten sind ja propen voll. Und überwiegend Katamarane, das fällt auf. Ihre Inselbilder mit den herrlichen Stränden und Palmen erinnern mich an die "Tausend Inseln" (pulau putri), die in der Java-See nördlich von Jakarta vorgelagert sind und die wir erleben durften als wir mal ein Jahr (beruflich) dort wohnten.
Auf einem Ihrer Bilder entdeckte ich eine Flagge im Krämerladen: "blau - weiß - rot - weiß - blau". Was Sie sicherlich wissen, das ist das "C" im internationalen Flaggen Alphabet. Was Sie aber wahrscheinlich nicht wissen: diese Flagge mußte die deutsche Handelsmarine, bzw., was noch von ihr übrig geblieben war, nach dem 8. Mai 1945 für ein zwei Jahre am Heck fahren, ich habe das als Hamburger noch genau in Erinnerung. Es war die Auflage der Alliierten nach dem Krieg und bedeutete folgerichtig "capitulated".
Ich wünsche Ihnen guten Wind und friedliches Segeln!
Ihr Joachim Noack
Nils (Sunday, 15 January 2017 18:40)
GEIL!
Martin Bartosch (Monday, 16 January 2017 01:36)
Lieber Herr Noack, vielen Dank für den netten Kommentar! Das mit der Flagge war uns neu, aber eine interessante Geschichte. Wir werden auch noch leerere Buchten sehen, so langsam endet die Feiertagssaison und nicht alles ist hier so überlaufen wie die Tobago Cays.
Nils: jepp! Danke fürs freuen ;) Leider können wir momentan Deine neuen Tracks auf Soundcloud nicht hören, weil wir zu selten und zu schlechtes Internet haben. Wird aber alles nachgeholt!