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Ungeplanter Aufenthalt auf Sint Maarten (20.04. - 26.04.2017)

Kurz vor Simpson Bay schwimmt ein Seevogel auf dem Wasser, als wir vorbeifahren, fliegt er auf den Ankerbeschlag und lässt sich bis zur Bucht mitnehmen...
Kurz vor Simpson Bay schwimmt ein Seevogel auf dem Wasser, als wir vorbeifahren, fliegt er auf den Ankerbeschlag und lässt sich bis zur Bucht mitnehmen...

Wie im letzten Artikel berichtet, stellte sich bei unserer geplanten Überfahrt von den British Virgin Islands nach Statia nach kurzer Zeit heraus, dass unser Autopilot nicht richtig funktioniert.

 

Von Hand gesteuert funktionierte alles, aber wenn wir auf Autopilot schalteten, stellte dieser nach wenigen Sekunden eine Abweichung vom Sollkurs fest und fing an, Ruder zu legen. Die Ruderlageanzeige des Systems zeigte an, dass der Autopilot auch tatsächlich was tat, aber das eigentliche Ruder blieb davon unbeeindruckt. Auf den Steuerrädern war keinerlei Aktion des Autopiloten merkbar, daher konnte dieser das Schiff auch nicht steuern. Also blieb wie gesagt nur, von Hand zu steuern.

 

Irgendwann war auch die Nacht vorbei und Sint Maarten in Reichweite. War dann auch gut.

 

Inseltour mit dem Auto

Wir machen das Beste aus der Situation: wenn wir schon wieder auf Sint Maarten rumhängen, können wir uns eigentlich auch endlich mal die Insel ansehen. Da FKG frühestens Montag für uns Zeit hat und am Wochenende sonst ohnehin nichts passiert, nehmen wir am Samstag einen Mietwagen und schauen uns mal die Gegend an. 

Wir beginnen in Marigot auf der französischen Inselseite (mit dem Mietwagen kommt man ohne Probleme über die Grenze - mit dem Boot müssten wir aus- und wieder einklarieren...) und schauen uns den Markt an. Danach machen wir eine kleine Tour über die Nordküste bis zum Osten der Insel. In dem kleinen Hafenort Oyster Point lunchen wir im Captain Oliver's. Das interessante an diesem Restaurant: wir parken unser Auto noch in Frankreich und betreten das Restaurant über ein kleines Brückchen, das die Grenze zu den Niederlanden überquert. 

Auf dem Rückweg halten wir noch kurz an und besteigen den Pic Paradis, einen kleinen Berg, von dem man einen hübschen Blick über die Insel hat.

Fehlersuche und -Behebung

Am Sonntag schauen wir uns die Ruderanlage mal genauer an und analysieren das Problem. Recht schnell ist der Grund für das Problem gefunden: der 10 mm starke Edelstahlbolzen, der den Autopilot-Quadranten über eine Achse mit dem Ruderquadranten verbindet, ist gebrochen. Glücklicherweise kann man diesen Bolzen einfach erreichen: der Zugang für das Notruder im Cockpit erlaubt direkten Zugang zu der Achse, und der Bolzen ist ganz oben eingesetzt.

Er lässt sich ohne Kraft entfernen, offenbar hat sich der Bolzen nach dem Bruch langsam aus der Achse herausgearbeitet. Vermutlich ist das schon Wochen oder Monate her, und erst auf der Überfahrt von den BVIs sind die entscheidenden letzten Millimeter herausgerutscht.

Montag berichten wir das den Experten bei FKG und präsentieren den Bolzen sowie Fotos von der Ruderanlage. Die genaue Fehlerbeschreibung und das daher absehbar kleine Projekt wirkt sehr motivierend, Gordon, der Chef der Hydraulikabteilung, verspricht uns, dass gleich nach dem Mittag ein Mitarbeiter vorbeikommt und uns hilft. Einen passenden Bolzen haben sie leider nicht, wir bekommen den Quest, bis dahin einen metrischen 10 mm x 100 mm Bolzen zu finden.

Die Quest-Chain führt uns über die üblichen Chandleries (Island Waterworld und Budgetmarine) - leider gibt es dort nur 10 mm x 80 mm. Man rät uns, doch bei "Antilles Paint", einem Farbenladen um die Ecke zu fragen, die hätten alles.

So ist es auch, in dem etwas chaotischen Laden werden Kunden etwas gewöhnungsbedüftig begrüßt, man steigt über halb ausgepackte Kisten und Kabeltrommeln. Aber hinten im Lager findet der niederländisch brummelnde Mitarbeiter tatsächlich Edelstahlbolzen in 10 mm x 100 mm. Martin kauft gleich 6 Stück und zahlt dafür 32 US$. Egal, wir haben den Quest-Gegenstand!

 

Martin (nur echt mit dreckigen Füßen) oben und Douglas von FKG (Füße in der Backskiste erkennbar)
Martin (nur echt mit dreckigen Füßen) oben und Douglas von FKG (Füße in der Backskiste erkennbar)

Zurück zum Boot, schnell was essen. Kaum sind unsere Teller in der Pantry, steht auch schon Douglas von FKG auf der Matte.

Douglas zwängt sich durch die Backbord-Backskiste in den engen Tunnel quer im Heck des Bootes, um den Bolzen auszutauschen (das geht nicht mehr so einfach von oben).

Martin hält von oben mit dem Schraubenschlüssel gegen, während Douglas von unten sich 1/16 Drehung um 1/16 Drehung erarbeitet. Irgendwann ist es aber geschafft: Funktionstest - geht. Kurzer Check des Ruders durch den Experten: alles OK. Wir können beruhigt weitersegeln!

Das Notruder-Rätsel

Unser Notruder - frisch mit einer Kerbe versehen, damit es auch in die Aufnahmeöffnung im Boot passt
Unser Notruder - frisch mit einer Kerbe versehen, damit es auch in die Aufnahmeöffnung im Boot passt

Bei der ganzen Ruder-Arie ist uns aufgefallen, dass unser Notruder nicht in die dafür vorgesehenen Aufnahmen passt! Das hätte im Notfall echt blöd enden können.

Douglas meint, das sei kein Problem, er könne das Notruder gerade zur Werkstatt mitnehmen und einen Schlitz reinfräsen. Perfekt, das machen wir.

Tags darauf holen wir unser frisch geschlitztes Notruder ab (getestet: passt!) und statten - wo wir gerade dabei sind - noch einmal unserer Lieblingschandlery Budget Marine einen Besuch ab.

Und weiter gehts

Mittwochmorgen geht es endlich los, wir verlassen hoffentlich Sint Maarten zum letzten Mal für diesen Törn, Kurs auf Statia.


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