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Terceira (26.06. - 04.07.2017)

Unser Steg in der Marina Angra do Heroismo
Unser Steg in der Marina Angra do Heroismo

Da wir in Horta sowieso die Nachbarschaft aus dem Päckchen lassen müssen, nutzen wir die Gelegenheit und verlegen uns 20 sm nach São Jorge, um das Wochenende faul vor Anker in der Bucht von Velas zu verbringen. Auf der Überfahrt sehen wir endlich mal Wale, schließlich sind die Azoren dafür berühmt! Später stellt sich heraus, dass es Grindwale waren.
Nach mehreren Tagen Flaute ist guter Wind angesagt, am Montagmorgen rollen wir uns daher gut ausgeruht um 6 Uhr aus dem Bett, haben eine Viertelstunde später den Anker oben und nehmen Kurs auf Terceira. Unterwegs stellen wir bald fest, das nicht nur wir den Wind nutzen wollen, um die 50 sm zur nächsten Azore unter Segeln zurücklegen zu können. Eine Armada von fünf Schiffen folgt uns, aber da wir zuerst aufgestanden sind und der Halbwindkurs auf der zweiten Hälfte der Strecke Entropy sehr liegt, sind wir mit einer guten Stunde Vorsprung zuerst am Rezeptionskai in Angra do Heroismo.

 

Wie sich dann herausstellt, hatte Morgenstund hier wirklich Vorteile, wir bekommen nämlich den allerletzten Liegeplatz!

Einmal wieder: Johannisfest

Die totale Hafenüberfüllung erklärt sich hier in Angra mit "Sanjoaninas", der 10-tägigen (!) Feier des Johannisfestes (São João).

 

Erinnerungen an den letzten Sommer in Cambrils werden wach, als wir die Feier von San Juan auch eher zufällig direkt vor dem Hafen serviert bekamen. Die Azoreaner sind aber deutlich ausdauernder als die Katalanen.

Die Rua Direta in Angra während des Johannisfests
Die Rua Direta in Angra während des Johannisfests

 

 

Wir liegen direkt querab der Partymeile, was uns zwar keinen guten Nachtschlaf, aber jede Menge Unterhaltung und Freßbuden in fußläufiger Entfernung bietet.

Die Straßen sind picobello sauber und geschmückt, jeden Abend um Punkt 21 Uhr wird unter Beifall der Menge die nett gestaltete Straßenbeleuchtung angeschaltet.

Für die Kinder gibt es nicht nur eine, sondern eine ganze Straße voller Hüpfburgen, die Eltern gönnen sich derweil ein Bier von einer der mobilen Bierzapfstellen (Mann mit Bierfass auf dem Rücken) oder eine Caipirinha vom Ein-Mann-Caipi-Stand (seine Caipirinha für 3 EUR war übrigens wirklich gut!) in der Menge.

Die prachtvolle Straßenbeleuchtung zur blauen Stunde
Die prachtvolle Straßenbeleuchtung zur blauen Stunde

Das Programm ist sehr vielfältig, jeden Tag gibt es andere Veranstaltungen. Folkloregruppen zeigen Musik und Tanz, Heimatvereine führen traditionelle Arbeiten wie Mehlherstellung und Brotbacken vor. Man merkt, dass die Menschen stolz auf ihre Geschichte und ihre Kultur sind. Eine Gruppe in der Menge stellt spontan ihre Getränke auf den Boden und beginnt, ihre traditionellen Lieder zu singen - beeindruckend gut!

Angra do Heroismo

Angra do Heroismo ist die Hauptstadt von Terceira und hat eine sehr große Altstadt im Renaissance-Stil. Die Stadt wurde in den 80er Jahren durch ein Erdbeben stark zerstört, man hat jedoch alles originalgetreu wieder aufgebaut. So besitzt die Stadt heute den Status eines Weltkulturerbes und ist ein wunderbarer Ort zum Bummeln.

In dem im 19. Jahrhundert angelegte Botanische Garten Jardim Duque wachsen viele endemische und auch exotische Pflanzen. Die wunderbare, parkartige Anlage lädt zu einem ausgedehnten Spaziergang hoch zum Denkmal Alto da Memoriá mit Aussicht über den ganzen Ort ein.

Jardim Duque
Jardim Duque

Desweiteren ist Angra schon lange Bischofssitz und hat deshalb auch eine recht beeindruckende Kathedrale in der Ortsmitte. Wie auch schon in Horta ist es hier sehr sauber und die Preise sind äußerst günstig. Gemeinsam mit einer sehr freundlichen Atmosphäre ein echter Wohlfühlort!

Nachdem wir des allgegenwärtigen Sanjoaninas-Festes ein wenig überdrüssig geworden sind (10 Tage Stadtfest am Stück - und die Feier geht laut Hafenmeister am folgenden Wochenende auf der Nachbarinsel weiter!), mieten wir uns für vier Tage ein Auto und schauen uns mal den Rest der Insel an.

Zuerst steht eine kleine Orientierungsrundfahrt an, wir bewundern hübsche Dörfer und bummeln mittags durch Praia da Vitoria, der anderen größeren Stadt Terceiras. Anschließend geht es ohne großes Ziel auf Entdeckungsfahrt über die Insel.

Höhle "Algar do Carvao"

Der Nachmittag ist dann der Besichtigung zweier Höhlen vorbehalten. Die Algar do Carvao hat einen tiefgehenden Spalt, durch den wie durch einen Trichter Tageslicht einfällt und an dessen Seitenwänden Farne und Moose herabhängen.

Kondensierende Feuchtigkeit im kühlen Inneren der Höhle sorgt für ein stetiges Tröpfeln, das irgendwann den Griff zur Kapuze nötig macht. Tiefer in der Höhle sieht man einen kleinen See mit verschiedenfarbigen Gesteinsschichten und weiter oben Stalagtiten. 

Höhle "Gruta do Natal"

Motiviert durch das Kombiticket geht es anschließend weiter zur Gruta do Natal, der Weihnachtsgrotte. Sie hat ihren Namen daher, dass sie an einem Weihnachtstag mit einer Messe feierlich für Besucher eröffnet wurde. Hier muss man einen Helm aufsetzen, um Einlass zu bekommen, die Gefahr, sich sonst den Kopf zu stoßen ist recht hoch.

Wie bei der Höhle zuvor darf man dann eigenständig los und die gut markierten Wege in der Höhle erkunden. Es gibt vielerlei Arten Lava zu sehen; man bekommt das Gefühl, sich mitten durch einen erstarrten Lavafluß zu bewegen.

Einige Bereiche kann man nur kriechend erreichen, Hinweisschilder weisen darauf hin, dass das nur abenteuerlustige Besucher machen sollten...

Altar in der Mitte der Weihnachtsgrotte
Altar in der Mitte der Weihnachtsgrotte

Pico de Santa Barbara

Eine kleine Wanderung auf dem Pico de Santa Barbara scheitert daran, dass der Gipfel komplett in Wolken liegt. (Wir fühlen uns an eine frühe Irland-Tour erinnert, als wir damals im dichtesten Nebel mit dem Auto den Ring of Kerry entlang gefahren sind, ohne auch nur einmal mehr als 50 m Sichtweite gehabt zu haben. Soll aber sehr schön da sein...)

Mit den Jahren gewinnt man Erfahrung, wir stornieren die Wanderung und machen stattdessen ein paar gruftige Schwarzweißfotos von den Richtfunkanlagen dort.

Misterios Negros

Der Wanderweg zu den Misterios Negros führt durch Hochmoor und unter Baumheide hinweg
Der Wanderweg zu den Misterios Negros führt durch Hochmoor und unter Baumheide hinweg

Am Folgetag fahren wir wieder zur Weihnachtsgrotte, bleiben diesmal aber über der Erde. Querab beginnt ein gut markierter Rundweg durch die "Misterios Negros". Der Weg ist sehr abwechslungsreich und führt zu Beginn durch einen Feuchtwald, der irgendwann in eine Art Hochmoor übergeht. Unter Baumheide hindurch geht es langsam aufwärts und der Weg wird schwieriger. Nun müssen wir über größere Lavabrocken kraxeln und freuen uns immer wieder über robuste Äste oder Wurzeln zum festhalten. 

Die Belohnung kommt in Form einer sehr schönen Aussicht auf die schwarzen Lavahügel der Misterios Negros und weiter bis zur Küste. Der Abstieg ist leichter und wir dürfen am Ende entspannt an Hortensienhecken vorbei und über Kuhweiden laufen. Manchmal sieht es aus wie auf der Alm! 

Blick vom Gipfel der Misterios
Blick vom Gipfel der Misterios

Lagoinha

Eine weitere Wanderung führt uns am Sonntag zur Lagoinha, einem hoch auf dem Berg gelegenen Kratersee. Auch hier führt der gut markierte Weg durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft und der letzte Aufstieg zum Kratersee ist durchaus anspruchsvoll. Endlich mal wieder ein wohlverdienter Muskelkater!

Kratersee Lagoinha
Kratersee Lagoinha

Furnas do Enxofre

Ein kleiner Abstecher bringt uns zu einem geologisch interessanten Ort, wo vulkanische Gase sich durch Fumerolen den Weg an die Oberfläche bahnen. Es riecht nach Schwefelwasserstoff und die Vegetation nimmt die Attacke korrosiver Gase teilweise sichtbar übel.

Und weiter gehts...

Nachdem wir noch einen Tag in Angra entspannt haben, stellen wir Dienstagmorgen mit Blick auf's Wetter fest, dass es Zeit ist zum Aufbruch. Deshalb kaufen wir noch schnell ein, füllen den Wassertank auf und gönnen uns ein üppiges Mittagessen in der Hafenkneipe, bevor wir nachmittags zum Übernachtschlag nach Sao Miguel aufbrechen.

Wir hatten schöne Tage auf Terceira und können die Insel für Naturliebhaber sehr empfehlen!