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São Miguel (05.07. - 18.07.2017)

Ponta Delgada

Die 90 Seemeilen lange Überfahrt nach Ponta Delgada geht flott, fast zu schnell voran. Nach einem Blick auf die voraussichtliche Ankunftszeit reffen wir abends die Segel, um nicht schon vor dem Morgengrauen anzukommen. Entspannt kommen wir dann nach einer ruhigen Nacht am Vormittag in Ponta Delgada an. Unsere Sorgen, der Hafen in Ponta Delgada könnte wie auf Terceira überfüllt sein, erweisen sich als völlig unbegründet. Der freundliche Hafenmeister hat fast einen kompletten Steg frei, es ist wenig Wind und wir können uns die Box nach belieben selbst aussuchen. Wenig später liegt Entropy nach einem tiefenentspannten Hafenmanöver sicher vertäut und wir können die Infrastruktur der Marina checken und uns die Stadt ansehen.

Ponta Delgada ist der größte Ort der Insel und gleichzeitig die Hauptstadt der Azoren. Entsprechend viel ist los, auch hier wird gern Party gemacht - am Wochenende ist das Heiliggeistfest mit Paraden und Kind und Kegel sind auf der Straße. Außerdem gibt es ein reiches Kulturprogramm. Auf verschiedenen Plätzen sind Bühnen aufgebaut, auf denen abends Live-Musik diverser Genres gespielt wird. Es gibt hier deutlich mehr Touristen als auf Terceira oder gar Faial, obwohl sich der Andrang verglichen mit den "klassischen Feriendestinationen" noch sehr im Rahmen hält. Uns gefällt es trotzdem gut, auch wenn das Auffinden eines Bäckers schwierig bis unmöglich ist. Man kauft sein Brot im Supermarkt, der aber erst um 8:30 Uhr morgens aufmacht. Wir verschieben unseren Biorhythmus mal wieder ein bisschen nach hinten - ist ja sowieso abends sehr lange hell.

Viele interessante Restaurants sind so gut besucht, dass eine Reservierung schon Tage vorher nötig ist, um einen Tisch zu bekommen.

Und leider erweist sich das von der Marina angepriesene öffentliche Wifi als völlig unbrauchbar, auch die meisten Netze in Cafes oder Restaurants sind unglaublich langsam. Die Konsequenz ist, dass wir hier das neu geregelte EU-Roaming voll nutzen und die Datenrate unseres eigenen Telefons strapazieren müssen. Aber immerhin geht's!

Auch hier sehen wir wieder die schönen Pflasterarbeiten, die überall die Bürgersteige verzieren. Jede Straße trägt ein anderes Muster.

Ein samstäglicher Spontaneinkauf beim nächsten Supermarkt dauert länger als geplant: während Martin die drei fehlenden Teile an der Kasse zahlt, beginnt auf der Straße zwischen Marina und Supermarkt ein Umzug mit geschmückten Ochsenkarren - das Heiliggeistfest beginnt! Die Straße ist plötzlich abgesperrt, eine Überquerung für Passanten offenbar nicht vorgesehen. Mit etwas Selbstbewusstsein gelingt der Heimweg trotzdem. 

Die ganze Woche lang finden vor dem Musik-Kollegium abendlich Freiluftkonzerte statt. Wir nutzen das Angebot gern und sind überrascht, nur je einen Euro (für den Stuhl) zahlen zu müssen.

Das dargebotene Programm ist schon etwas speziell. Nach dem Auftakt mit der "Carmina Burana" folgt Symphony No. 1 "And the Earth Trembled" Steven Reineke. Danach ein Scorpions Medley, selbstverständlich inklusive des unvermeidlichen "Wind of Change", allen Ernstes gefolgt von Wagners "Walküre"! Garniert wird das dann noch durch Orchester-Interpretationen aktueller portugiesischer Schlager.

Blick vom Steg auf die Promenade
Blick vom Steg auf die Promenade

Überall in der Stadt verteilt finden sich interessante Graffitis an der Wand. Auf den Azoren gibt es einige Künstler, die sich darauf spezialisiert haben, die öffentlichen Wände durchaus mit Niveau zu verschönern. Wir freuen uns, an verschiedenen Stellen der Stadt immer wieder interessante Bilder zu entdecken.

Ponta Delgada ist bekannt für seine vielen Grünflächen, wir entspannen uns bei einem kleinen Spaziergang durch den Parque Antonio Borges und genießen die Ruhe dort.

Wanderung zum Janela do Inferno

Wir nutzen den Mietwagen für Tagestouren und Wanderungen. Eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall beginnt unspektakulär auf Kuhwiesen und staubigen Pisten. Später müssen wir sogar durch mehrere Tunnel gehen und einige mit Pflanzen überwachsene Aquädukte überqueren. Der Weg ist sehr nett angelegt und zum Ende hin sehr abwechslungsreich.

Wanderung Rocha da Relva

Ein nettes Kontrastprogramm dazu ist eine Küstenwanderung zu dem winzigen Küstenort Rocha da Relva, bei dem man auf einen steilen Eselpfad an der Felsküste herabsteigt. Rocha da Relva gehört zu dem Ort Relva, der oberhalb liegt und ganz normal via Landstraße erreicht werden kann. Wir fragen uns jedoch, wie die Bewohner zu diesem abgelegenen Fleckchen unten an der Küste kommen, es ist durchaus ziemlich anstrengend! Vermutlich tatsächlich mit ihrem Esel - einige sind auf kleinen Grasflecken am Wegesrand und neben einer Pforte liegt ein Eselsattel. 

Inselrundfahrt

Wir nutzen den Mietwagen, um auch die Standard-Touristensehenswürdigkeiten abzuklappern. Beim zweiten Besuch gelingt auch ein halbwegs anständiges Foto von den beiden Seen Lago Azul und Lago Verde, den "must-sees" der Insel. Der kleiner See im Vordergrund ist tatsächlich aufgrund von Algen von sattgrüner Farbe, während der größere See im Hintergrund noch größtenteils blau ist. Beide bilden den Grund einer sehr großen Caldera vulkanischen Ursprungs.

Beeindruckend sind auch die kochenden Pools bei Furnas, die durch vulkanische Aktivität vor sich hin brodeln. Vulkanismus ist ein allgegenwärtiges Thema auf den Azoren: es riecht auch hier wieder unangenehm nach Schwefelverbindungen.

Ein letztes Mal ruft die See...

Nach einem Monat auf den Azoren zieht es uns weiter. Wir haben uns für A Coruna in Galizien (Nordspanien) als Zielort und Winterliegeplatz für das Schiff entschieden. Da dort noch einiges geregelt werden muss, raffen wir uns nun auf und werden am 18. Juli auslaufen. Noch einmal liegt ungefähr eine Woche auf dem Atlantik vor uns!