Fiesta!
Auch in A Coruña ist bei unserer Ankunft Fiesta - nach den vielen Festen auf den Azoren sind wir das fast schon gewohnt. Wir wären vielleicht sogar enttäuscht gewesen, wenn nicht...!
In der Altstadt findet so etwas wie ein mittelalterlicher Markt statt, es gibt überall die unvermeidlichen Essensstände mit sehr rustikalen und sehenswerten Speisen, aber auch einige folkloristische Darbietungen, die das Thema des Festes aufgreifen.
Unsere neue Basis
Erstmal gönnen wir uns eher ruhige Tage, um anzukommen und so langsam vom Fahrtensegler- wieder in den Landrattenmodus zu wechseln.
Die Marina Coruña bietet dafür beste Bedingungen: das Personal ist nett, die Schwimmstege und die sanitären Anlagen sind in Ordnung, es gibt kaum Schwell am Liegeplatz und wir liegen insgesamt sehr ruhig. Alle paar Tage kommt ein Neuankömmling an unserem Steg längsseits. Wie so oft zeigt sich auch hier, dass man unter Seglern meist schnell ins Gespräch kommt, oft ergibt sich ein nettes Kennenlernen und manchmal auch ein kleines Treffen zu ein paar Knabbereien und einem Getränk.
Da A Coruña ein Durchgangshafen vom Norden Europas Richtung Mittelmeer oder Kanaren ist, treffen wir hier viele Segler, die gerade am Anfang ihrer Atlantik-Tour oder gar Weltumsegelung stehen. Unsere Erfahrung als "alte Hasen" wird tatsächlich geschätzt und wir werden oft nach unseren Erfahrungen gefragt.
Eindrücke aus A Coruña
Dann und wann laufen wir von der Marina ins Stadtzentrum und genießen die Großzügigkeit, mit der in A Coruña die Straßen und Plätze gestaltet sind. Coruña hatte früher eher industriellen Charakter, wurde aber in den letzten Jahrzehnten sehr verschönert und hat auch noch einen intakten mittelalterlichen Altstadtkern. So findet man nun eine sehr lebendige und authentische Großstadt, die zwar auch von Touristen gern besucht wird, wo aber das normale Leben die Grundstimmung ausmacht.
Ungeplanter Abstecher nach Deutschland
Kühlschrank und Vorratsschränke haben noch reichlich Vorräte, die es natürlich möglichst zu dezimieren gilt, bevor wir das Boot für längere Zeit allein lassen. So leben wir in der Marina Coruña oft eher günstig bei Hausmannskost an Bord. Nebenher räumen wir das Boot auf, erledigen dies und jenes, machen gründlich sauber.
Während wir entspannt vor uns hinarbeiten, erfahren wir von einem dringenden Notfall in der Familie. Schnell ist klar: wir müssen da sofort hin! Wir buchen die allerletzten Plätze im Flieger, lassen alles stehen und liegen und fliegen tags darauf nach Deutschland, um uns darum zu kümmern. An dieser Stelle noch mal lieben Dank an Margitta und Erik, die uns (wieder einmal) kurzfristig Unterschlupf gewährt haben - es war wirklich schön, Euch und die Kinder wiederzusehen!
Trotzdem ist es für uns ein schwieriger Spagat: wir werden da gebraucht, aber wir wissen auch, dass wir unbedingt noch einmal zurück zum Boot müssen, weil wir es so nicht lange liegen lassen können. Als eine Woche später feststeht, dass die akute Notlage vorbei ist, entscheiden wir uns, umgehend zurückzufliegen: noch können wir unsere vereinbarten Termine rund um die Überwinterung des Bootes halten.
Der Rückflug nach Spanien gerät zur Odyssee, unser Zubringer-Flug hat Verspätung, und Swiss kann deshalb den Anschlussflug nicht halten. Wir werden umgebucht mit einem Zwischenhalt in München statt in Zürich. Da am gleichen Tag kein Flug mehr geht, müssen wir dort übernachten. Immerhin etwas Gutes hat das ganze: am Abend treffen wir uns spontan mit Tanja und Oli in einem bayerischen Landgasthof un der Nähe vom Flughafen.
Vorbereitung auf das Winterlager
Als wir gut eine Woche nach unserer überhasteten Abreise wieder am Boot ankommen, geht der Stress erst richtig los. Der Notfall hat unseren ehemals komfortablen Zeitpuffer vor dem Krantermin drastisch schrumpfen lassen. In den nächsten Tagen arbeiten wir gut 10 Stunden täglich, um alles rechtzeitig fertigzubekommen.
Wir packen zwei wirklich große und schwere Pakete (15 und 20 kg) mit persönlichen Dingen und nicht mehr benötigter Ausrüstung, die wir nicht als Gepäck auf die Rückreise mitnehmen können, und schicken diese nach Absprache an unsere Nachbarn Brigitte und Dieter. Danke noch einmal an Euch für Eure Unterstützung während des Jahres!
Am Ende sind wir ziemlich k.o., können aber die lange vereinbarten Termine beim Segelmacher und für den Kran einhalten.
Wir schlagen Genua, Großsegel, Persenning und Lazy Jacks ab, demontieren das Bimini und lassen alles beim Segelmacher, der über den Winter ein paar kleinere Reparaturen durchführen soll.
Krantermin mit Hindernissen - oder: wie dreist kann man sein?
Hier am Atlantik wird das Zeitfenster für Krantermine durch die Tide bestimmt: wir sind am Mittwoch, 16. August um 10:30 Uhr und damit 90 Minuten vor Hochwasser dran. Mit reichlich Vorlaufzeit haben wir das Schiff bereit für das kleine Manöver. Es ist windstill, perfekte Bedingungen.
Die netten Marineros von der Marina Seca sagen uns gegen 9 Uhr, dass wir noch etwas warten und später um 10:30 einfach in den bereitstehenden Kran hereinfahren sollen. Alles kein Problem...
Oder doch? Kurz vor 10 Uhr beobachten wir leicht verwirrt, wie ein Segelboot von außen in die Marina fährt und zielgenau an uns vorbei direkt in die Krananlage steuert. Sicherheitshalber geht Martin zum Kran und fragt den Kranführer nach unserem Termin um 10:30. Der schaut ebenso verwirrt wie wir auf das Boot in seinem Kran (das zu unserem Glück noch im Wasser liegt).
Eine Diskussion mit seinem Chef ergibt, dass die britische Yacht in seinem Kran da nicht hingehört. Der Skipper behauptet zwar, einen Termin um 9 Uhr gehabt zu haben, davon weiß aber hier niemand etwas.
Glücklicherweise gibt es für uns keinen Grund, uns aufzuregen: der Dockmaster macht dem britischen Skipper klar, dass er jetzt nicht dran kommt und dass er uns bitte Platz machen soll. Der wiederum beklagt sich, dass er seinen Flug um 17 Uhr (am gleichen Tag wie sein Kran-Termin?) nicht bekommen wird und zieht hinter unserem Rücken ziemlich über uns her. Egal, wir haben keine Lust, uns veralbern zu lassen und haben unsererseits auch einen recht eng gestrickten Terminplan. Es passt leider ins Bild, mit britischen Seglern passierten uns ähnliche Dinge leider schon ab und an auf unserer Reise. Finden wir schade, weil es andererseits auch viele sehr freundliche und hilfsbereite Briten gibt.
Pünktlich um 10:29 Uhr manövrieren wir in die für unser breites Heck ziemlich enge Kran-Box, kurz darauf baumelt Entropy einmal wieder im Kran und wird postwendend über den Parkplatz zu ihrem Winter-Stellplatz gefahren.
Als letzte Amtshandlung säubern wir noch einmal die Wasserlinie von Algen und kleinerem Meeresgetier, pulen kleine Schnecken aus Borddurchlässen, putzen mal die Fender und pilgern einige Male zu den Müllcontainern. Nun wird es Zeit, für dieses Jahr Abschied zu nehmen: wir werfen Entropy noch einen letzten Blick hinterher und verziehen uns mit etwas Wehmut in unser Hotel.
Am nächsten Tag verlassen wir A Coruña. Für die nächsten zwei Wochen haben wir ein Auto gemietet und wollen uns auf einer Art Road Trip durch Nordspanien bis nach Barcelona hangeln, wo wir am 31.08. in unseren Flieger nach Deutschland steigen werden.