Hier folgen nun ein paar Dinge, nach denen wir häufig gefragt werden. Oder die uns selbst aus der Sicht von "lessons learned" erwähnenswert erscheinen und eventuell anderen Seglern weiterhelfen könnten. Oder einfach nur ein wenig Segler-Gossip, der es bislang noch in keinen Blogartikel geschafft hat....
Unsere Lieblingsinseln
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Barbuda
Die Insel ist (war...?) ein kleines karibisches Paradies - ganz weißer Sand, türkisfarbenes Wasser und Korallenriffe. Leider ist Hurrican Irma mit voller Wucht darübergezogen, so dass es vielleicht nie wieder so wie früher sein wird. Wir hoffen jedoch, dass die Einheimischen es schaffen, Barbuda wieder zu einem lebens- und liebenswerten Ort zu machen. -
Dominica
Ein zauberhaftes Kleinod, das uns ebenfalls sehr am Herzen liegt. Die Insel hat eine wundervolle, üppige grüne Natur (Regenwälder, Wasserfälle, Vulkanismus) und sehr nette, authentische Menschen. Leider wurde auch Dominica direkt vom nächsten Hurrican Maria erwischt, so dass dort 95 % aller Häuser und Straßen zerstört sind. Die Situation auf der Insel ist auch jetzt, Wochen nach dem Hurrican, noch dramatisch. Wir hoffen sehr, dass die Menschen dort die nötige Hilfe erhalten und suchen gerade nach Wegen, dort selbst und möglichst zielgerichtet helfen zu können. -
Saba
Die Insel ist wirklich eine Perle, so kitschig das klingt. Oder im besten Sinn ein "hideaway". Nichts für Luxusfans oder Strandliebhaber, aber ein 1a Tauchspot und sehr zurückgezogen abseits des Massentourismus. Once in our lifes: auf "konventionellem Weg" nach Saba zurückkehren und für ein paar Wochen ein kleines holländisches Cottage mieten. Einen Stapel Bücher mitnehmen, einen Tauchkurs machen und x-mal den höchsten Berg der Niederlande besteigen! -
Azoren
Alle Azoren, die wir besucht haben, sind wunderbar. Es war einfach ein wundervoller Kontrast zur Karibik!
Unser schönstes Erlebnis
- Typ-1-Spaß: macht Spaß, während man es macht und macht auch Spaß, wenn man daran zurückdenkt. Schon eher der überwiegende Teil unserer Reise.
- Typ-2-Spaß: macht keinen oder weniger Spaß, während man es macht, aber es macht reichlich Spaß, sich daran zu erinnern.
- Typ-3-Spaß: ist keiner. Macht keinen Spaß, wenn man es macht und keiner denkt später gern daran. Die Parasailor-Aktion war so ein Ding.
- Typ-4-Spaß: macht erst Spaß, später aber nicht mehr. Hatten wir nicht. Glücklicherweise, weil so etwas meistens eher unerfreulich ist.
Wie ist das so auf dem Ozean?
Kurz gesagt, wie sonst auch beim Segeln, nur darf man nachts nicht durchschlafen. Und alles über 1000 Seemeilen zieht sich dann doch etwas... (Andersherum: als Blauwassersegler hat man irgendwann das Gefühl, dass alles unter 1000 Seemeilen irgendwie um die Ecke liegt.)
- Seekrankheit (eine Eingewöhnungsphase von 1 - 2 Tagen muss man akzeptieren, aber danach no problem)
- Nachtwachen bei kleiner Crew (sobald man eine sinnvolle Wacheinteilung gefunden hat)
- Manöver zu zweit (immer gut vorbereiten!)
- defektes elektronisches Windmessinstrument (der Verklicker tut's auch)
- Langeweile auf dem Ozean (ein gut strukturierter Tagesablauf hilft)
- allein sein in der dunklen Nacht (oft wird draußen ein wunderschöner Sternenhimmel geboten und es ist meistens sehr friedlich)
- Vernünftiges Essen zubereiten (etwas Motivation vorausgesetzt)
- wenig Platz auf dem Schiff (zu zweit auf einer 43-Fuß-Jacht ist wirklich reichlich Platz)
- keinen Fisch mögen (man findet auch nach Wochen auf See immer noch Essbares in den Vorräten - Fische sind Freunde!)
- lecker Sonntagsfrühstück (frische Scones nach Art des Skippers mit selbstgemachter Marmelade von Freunden machen gute Laune!)
- Silkes Typ-1-Diabetes (Natürlich ging es manchmal etwas durcheinander mit dem Blutzucker - schließlich war die Ozeanüberquerung für den Körper schon eine Ausnahmesituation. Aber mit Hilfe der FreestyleLibre Sensoren war das alles recht gut zu steuern und vor allem war die Seetauglichkeit jederzeit sichergestellt.)
- defekter Autopilot bei Nachtfahrt
- Kochen bei heftigem Seegang (weil man alles "seriell" machen muss)
- Einschlafen, obwohl man todmüde ist (weil es immer lästige Geräusche im Schiff gibt und man sich bei Seegang erstmal "rollsicher" wegpacken muss)
- keine frischen Brötchen weit und breit!
- draußen am Heck duschen, wenn's zieht wie Hechtsuppe
Gossip und Vermischtes
Worst Boat Names
- Narcose
- Nirwana
- Panic Attack
- Cannonball
- Revenge
- Best Revenge (immer einmal mehr wie du...!)
- Peacemaker
- The Dominator (wenn der jetzt "Boss" anfunkt...herrlich!!)
- Boss
- Area 51
- Vixen
- Love Boat
- The Owl and the Pussycat (note to self: niemals anfunken....!)
- Driftin' Days
- Vesper
- Marinade
- Playlist
- Vigilant
- Remedy
- Gwawr (ist walisisch, versteht aber garantiert im Funk kein Mensch)
Best Boat Names
- Pandora
- Snap Decision
- Rocket Science
"Was hast du denn mitgebracht?!"
- ein genau Jambo-förmiger Stein, der sich auf dem Anker fest verkeilt hat (Bequia)
- ein Lobsterkäfig (groß wie ein Karnickelstall) (Guadeloupe)
- noch ein großer Stein (Antigua)
- ein Reitgewicht (Betonzylinder mit Metallöse und Leine dran) (Sint Maarten)
Entropy als Teil des Ökosystems
- kleine Fische verstecken sich unter dem Dinghy vor Räubern (how not to be seen)
- Rochen mögen die auf dem Sandboden langschiebende Ankerkette (da bewegt sich was!)
- Fische interessieren sich für den eingegrabenen Anker (kleine Sandwölkchen)
- Putzerfische nagen an dem Algengammel an der Wasserlinie (es gibt für alles eine ökologische Nische...)
- Delfine haben unterwegs Spass mit dem großen weißen schwimmenden Riesenwal (oder für was auch immer die uns halten)
- Seevögel lassen sich auch mal zur nächsten Insel mitnehmen (bestens angepasst)
- Fliegende Fische und Tintenfische nutzen das Deck von Entropy als Landeplatz. In der Regel ihre Endstation.
Basteln am Schiff
Reparaturen/Ausfälle/Probleme
- Parasailor defekt
Aufgrund eines Bruchs des Spi-Falls wegen einer fehlenden Umlenkrolle am Mast. - Ausfall des Autopiloten
Bolzen in der Verbindung zwischen Hydraulikzylinder und Ruderquadrant gebrochen, Reparatur durch Rigger/Hydraulikexperten. - Ausfall des Windmessgerätes (keine korrekte Windrichtungsinformation)
Raymarine Windfahne (oben auf dem Mast) ausgefallen. Selbst ausgetauscht durch unterwegs (teuer) beschafftes Ersatzgerät. - Nächtlicher Ausfall der kompletten Navi-Elektronik
Verkabelung des NMEA2000 Bordnetzes (Datenbus der Navi-Instrumente) unterwegs mit Bordmitteln repariert. Fehlerursache: Seewasser-Korrosion in einem NMEA2000 T-Stück - Ausfall der Navigationsbeleuchtung (rot/grün)
Korrosion der Zuleitungen und Steckverbinder. Reparatur mit Bordmitteln unterwegs. - Ausfall der Ankerfernbedienung
Korrosion der Steckverbinder aufgrund schlechter Dichtung im Stecker. Reparatur mit Bordmitteln vor Anker. - Leichtes Durchrutschen des Großfalls aufgrund einer verschlissenen Fallklemme
Austausch des Einsatzes in der Klemme durch einen Rigger (Demontage des Klemmenblocks erforderlich) - Defekte Klampe am Mast
Bei einer Wende hatte sich die Vorschot in der Klampe verfangen und die Klampe halb abgerissen. Reparatur durch Rigger. - Vorsegel-Rollreffanlage
Sicherungsschraube an der Rollreffschiene war herausgefallen, Schiene rutschte aus der Rollreffanlage. Eigene Reparatur führte zu Folgeproblem: - Vorstag beschädigt
Montagefehler (falsche Schraube genommen) führte zu einer Beschädigung des Vorstags, aus Sicherheitsgründen vor der Atlantik-Rückrunde das komplette Stag getauscht (Rigger). - Austausch der Reffleinen (Verschlissen nach ca. zwei Jahren bzw. 7000 sm)
- Gangbarmachen der Notpinne
Nachdem wir fassungslos festgestellt hatten, dass die Notpinne gar nicht auf die Ruderanlage passt (Werft) - Probleme mit der Wasserversorgung
Die Wasserpumpe wurde vom Druckschalter in immer kürzeren Abständen aktiviert. Grund war der Ausgleichsbehälter in der Wasserversorgung, dessen Luftreservoir verbraucht war. Wir benutzten die an Bord befindliche Luftpumpe (eigentlich für die Fender angeschafft), um den Behälter mit Luft zu füllen. - Tür der Seitenkabine klemmte und ließ sich nicht mehr schließen
Weil's echt genervt hat, Reparatur durch Tischler schon auf den Kanaren. - Schloss einer Schublade defekt, führte zu Schaden am Furnier
Eigenreparatur mit Bordmitteln. - Reißverschluss am Bimini defekt (Qualitätsproblem/Dimensionierung des Reißverschlusses)
Ausgetauscht durch Canvas-Dienstleister. - Kleinere Kratzer und Scharten im GFK am Heck
Vermutlich durch diverse Boarding-Manöver mit dem Dinghy (Metallösen!) verursacht (Werft)
Wartungsarbeiten und normaler Verschleiß
- Rumpf: ca. alle 2 - 4 Wochen Wasserlinie putzen (selbst)
- Alle 6 - 8 Wochen Edelstahl putzen (selbst)
- Reinigung Unterwasserschiff (Dienstleister)
- Unterwasseranstrich/Antifouling (Werft)
- Maschinenwartung (Werft)
- Verschleiß der Großsegelpersenning und Lazy Jack Leinen (Segelmacher)
- Winschenwartung (selbst)
- Austausch des Rückschlagventils und der Dichtungen im Bord-WC (selbst)
Verbesserungen am Schiff
- 3. Reff für das Großsegel
Hauptsächlich als Vorsichtsmaßnahme für die Atlantik-Rücktour gedacht. Das war dann doch eine größere Baustelle: wir brauchten einen Rigger und einen Segelmacher - Dinghy-Batterie-Tankstelle
Idee: die beiden Batteriekoffer für den Dingy E-Motor als Batterie-Backup in das Bordnetz einbinden zu können und eine bequeme Ladestation für die Koffer zu haben. (selbst) - Durchflussmesser für Diesel-Kraftstoff
Wir können damit unseren Dieselverbrauch unter Maschine optimieren und wesentlich besser abschätzen, wie viele Seemeilen unter Motor mit dem Treibstoffvorrat noch möglich sind. (Werft) - Klettverschlüsse Solarzellen auf dem Bimini verlängert
Wir haben uns Sorgen gemacht, dass sonst mal ein Solarpanel wegfliegen könnte. (Dienstleister)
Erfahrungen mit dem Schiff und der Ausrüstung
Pantry
Allerdings haben wir unser Kaffeewasser meistens mit dem elektrischen Kocher erhitzt und vor Anker gelegentlich eine kleine Induktions-Kochplatte benutzt. Das wäre ohne die Lithium-Batterien aber vermutlich nicht möglich gewesen.
Seemannschaft und nautische Ausrüstung
Nützliche Dinge (niemals mehr ohne!)
- Genug Taschenlampen (wir haben uns unter anderem für zwei Fenix PD35 und eine ThruNite TN35 entschieden), inklusive mehrerer Stirnlampen
- Ein Sortiment an Tauwerk-Schäkeln, teilweise mit eingespleißten Antal-Ringen, die Dinger sind teuer aber wahnsinnig praktisch
- Spanngurte mit Kunststoffschnallen, genug Gurtbandösen und Edelstahl-Holzschrauben, um unterwegs noch Befestigungsmöglichkeiten schaffen zu können.
- Winschbare Genua-Reffleine (Liros Taper Pro) in Kombination mit einer E-Winsch zum schnellen Vorsegel-Reffen
- Camping-Falteimer (nicht, was Ihr denkt, sondern zum Abstellen von Marmeladengläsern und vollen Kaffeetassen beim Frühstück auf hoher See)
- ultraleichte Drybags in verschiedenen Größen
- Antirutschmatten auf dem Salontisch, der Pantry-Arbeitsfläche und am Navigationsplatz
- kleiner elektrischer Wasserkocher
- Meerwasser-Solardusche für die tägliche Dusche auf hoher See
- Kabelbinder, Ducttape, Vinyl-Isolierband in größeren Mengen (Mc Gyver läßt grüßen!)
- Doseneintopf für Schlechtwetter
- WLAN-Antenne mit Router für's Schiff
- Akku-Bohrschrauber
- Gaslötkolben
- wirklich gutes Werkzeug
- Mess-Schieber (z. B. für Einstellung der Wantenspannung)
- Ersatzteile-"Basics": Schrauben, Muttern, Splinte, elektrische Kleinteile wie verzinnte Leitung, Flachsteckverbinder etc.
- Ersatzteile für die NMEA2000-Busverkabelung: T-Stück, Ersatzkabel
- Anleitungen für alle technischen Geräte und möglichst viele technischen Komponenten an Bord (Beispiel: wir brauchten mitten auf dem Atlantik die Installationsanleitung für unsere defekten Navigationslampen, weil wir die Dinger sonst nicht zerstörungsfrei aus der Halterung bekommen hätten). Als PDF auf dem Bordrechner reicht bei den exotischeren Dingen.
und vieles, vieles mehr... Wir dachten, wir hätten zu viel Kram dabei, aber das meiste war tatsächlich nützlich.
Etwas ungewöhnliche Ausrüstung, wurde aber tatsächlich gebraucht:
- Drehmomentschlüssel
- Akku-Schlagschrauber
Was hat uns gefehlt (wurde nachbeschafft bzw. würden wir das nächste Mal unbedingt mitnehmen)
- Reparatur-Satz für die Bordtoilette (besser sogar: komplette Pumpe als Austauschteil, nicht viel teurer und viel schneller installiert)
Und wie geht's weiter?
Eigentlich wollten wir das Schiff nach dem Jahr mit der Atlantikrunde wieder verkaufen - dachten wir zumindest irgendwann mal. Nach allem, was wir Schönes mit Entropy erlebt haben und wieviel Arbeit und Geld wir investiert haben, bringen wir das jedoch nicht über's Herz. Also werden wir uns über den Winter mit Revierinformationen zur Biskaya, Nordspanien, der Bretagne und Portugal eindecken und schauen, wie viel Schiffszeit wir dem Arbeitsleben abringen können. Die Reise geht also weiter, auch wenn es bei uns für's Erste geruhsamer laufen wird.
Nun verbringen wir aber erstmal einen hoffentlich gemütlichen Herbst und Winter als Landratten und freuen uns auf die nächste Segelsaison!
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Heinz- Bernhard Fuchs (Wednesday, 31 January 2018 13:32)
Lieber Martin, nachdem ich diesen Blog gelesen habe bin ich etwas neidisch und auch beruhigt. Neidisch, weil mir immer auch eine Atlantiküberquerung vorschwebte, und beruhigt, weil ich feststelle, dass ich so etwas nie geschafft hätte. Es ist schon ein Unterschied zwischen einem 1 bis 2 Wochen Chartertörn im Mittelmeer oder Ostsee, wo man sich um die technischen Tücken nicht kümmern muss, und einer langen Blauwasserfahrt. Ich werde daher weiter zum Zielgebiet fliegen
und 1 bis 2 Wochen hoffentlich stressfrei segeln. Mast und Schotbruch,und immer... Dein Heinz
Martin Bartosch (Wednesday, 31 January 2018 20:21)
Lieber Heinz, zugegeben ist eine solche Langfahrt deutlich komplexer zu organisieren als ein Chartertörn, aber letztlich wächst doch man an seinen Aufgaben und lernt sehr viel dazu. Auch wir haben bis 2014 nur gechartert (wobei wir auch bei Chartertörns schon interessante technische Probleme zu lösen hatten). Wir haben auch einige Crews auf Langfahrt getroffen, die ebenfalls erst kurz vor der Abfahrt Schiffseigner wurden und entsprechend viel zu lernen und vorbereiten hatten. Letztlich hat es niemand bereut, soweit wir das wissen.
Aber Du hast natürlich Recht, das wirklich praktische an einem Charterboot ist, dass man das gute Stück am Ende des Törns lächelnd dem Vercharterer zurückgeben kann, der sich dann um die Wartung kümmern darf. Und es ist und bleibt eine wunderschöne Art, seinen Urlaub zu verbringen.
Viele Grüße,
Martin